Solar-Projekt 2023 - die ganze Geschichte

Unser Solar-Projekt 2023 - die ganze Geschichte
Aus dem Thread Photovoltaik - Balkonkraftwerk oder große Solaranlage mit Speicher / Selbstbautipps ... Fragen, Tipps bitte in diesen Thread schreiben.

Angefangen hat alles im Februar `23 mit ein paar Kumpels in Mühs Büro mit der Idee, endlich auch mal was mit Photovoltaik zu machen. Anfangs hatten wir aber nur ein Balkonkraftwerk auf dem Schirm. Dann telefonierten wir mit @duncan und es folgte ein Besuch bei ihm zu Hause. Da war DER Entschluss gefasst, er brauchte gar nicht große Überzeugungsarbeit leisten. Der Solarwahn hatte uns gepackt, als wir seine Anlage und seine Akkus sahen. Jeder von uns vieren wollte eine Photovoltaik-Anlage in der Größe zwischen 10-12 kWp samt 14KWh Akku bei sich zu Hause installieren.

Also fingen wir an zu recherchieren, wo wir welche Teile bestellen können. Die Speicherzellen des Akkus sowie die Akkugehäuse „mussten“ wir bei Alibaba bestellen und waren anfangs schon sehr skeptisch, schließlich handelt es sich ja um keine kleinen Summen (ca. 8000 € nur für die 64 LiFePO4 Speicherzellen). Aber es klappte alles reibungslos!

photovoltaik-projekt-01.jpg

Abbildung 1: Die Bestellungen aus China trudelten ein, die Solarpanele kamen aus Deutschland

Die 3,5 Paletten Solarpanels bestellten wir bei Secondsol.. eine Art Ebay für Solarprodukte. Zuerst kamen Ende März die Solarpanele an. Bis wir das ganze Material zu Hause hatten, sollte es noch bis Mai dauern. Zwischendurch können wir wenigstens schon bei jedem das Gerüst stellen – Sicherheit geht vor! Das Gerüst kostete uns nur ein Kasten Bier, es war die Leihgabe eines Kumpels.

photovoltaik-projekt-02.jpg

Abbildung 2: Auch unangenehme Arbeiten wie Kabelkanal buddeln gehörten dazu, Diskussionen blieben nicht aus, bis die erste Panele auf dem Dach war

Der Anfang war wirklich grausam. Die ersten vier Dachhaken dauerten zwei Stunden. Abdecken, Ausmessen, Flexen, Bohren, Schrauben… WIE LANGE soll das denn bei 68 Dachhaken (nur für meine Fläche) dauern?? Aber stetige Optimierung erhöhte die Effektivität ... selbst bei 33° im Schatten. Und es war auch nicht schlimm, wenn man sich mal die Haut an den glasierten Dachsteinen verbrannte. Nach den Dachhaken wurden die langen Aluprofile geschraubt und alles auf eine Höhe gebracht. Dann wurde der Potentialausgleich (ein dickes 16mm²-Kabel !) geschraubt und als letztes kamen die Solarpanels. Freilich durfte das Bier am Ende nicht fehlen – auch wenn der Start schwierig war, hat das Team bis zum Schluss zusammengehalten und alle Arbeiten sauber und nach allen Normen ausgeführt. Dabei half es natürlich sehr, dass einer von uns vom Fach (= Elektriker) war. Benötigte Werkezuge wie Hydraulische Presszange für die Kabelschuhe, einen sensiblen Drehmomentschlüssen von Proxxon (die Solarpanels müssen mit genau 15Nm angezogen werden, nicht mehr – nicht weniger) sowie sogar eine Kabelbinderzange für die Edelstahlkabelbinder kaufen wir uns und teilten alles durch vier.

photovoltaik-projekt-03.jpg

Abbildung 3: Alle Schritte vom ersten Dachhacken, zur Unterkonstruktion bis zur Eindeckung der Panele an meine Dachfläche (Süd-West-Ausrichtung)

Nachdem im Mai auch die Akkuzellen (der DHL-Lieferant bedankte sich bei uns wegen den 32 Paketen á 10 Kilo) und die Akkugehäuse von Seplos ankamen, konnten wir mit dem Zusammenbau der Akkus beginnen. DOCH HALT: Erstmal mussten alle Zellen ausgeglichen werden, d.h. ein einheitlicher Ladezustand erzeugt werden. D.h. jede Zelle testen (dazu haben wir uns ein relativ teures Testgerät für 250 € gekauft), Ladung angleichen, dann alle in Reihe und nochmal ein paar Tage so stehen lassen, so dass sich die Ladungen bis auf ein paar Milliampere ausgleichen können.

photovoltaik-projekt-04.jpg

Abbildung 4: Angleichen der einzelnen Akkuzellen, 16 Zellen ergeben ein Solarakku von 14,4 kWh

Erst nach dem alle 16 Zellen perfekt vorbereitet wurden, ging es rein ins Gehäuse. Das Seplos-Gehäuse machte einen guten Eindruck. Zuerst wurde der Innenraum mit den gelben Kunststoff-Klebeplatten ausgestattet, die Zellen eingesetzt, mit flexiblen Bushbars verbunden (flexibel ist besser, als die mitgelieferten Bushbars wegen Ausdehnung bei Erwärmung). Dann wurde der Solarspeicher an den Wechselrichter angeschlossen und siehe da, alles funktionierte nach ein paar Einstellungen perfekt.

photovoltaik-projekt-05.jpg

Abbildung 5: Zusammenbau des Akkus mit flexiblen Bushbars

Auf dem Dachboden wurde parallel der Deye 3-Phasen Hybrid-Wechselrichter 12kW installiert. Pflicht ist auch ein Überspannungsschutz für alle Strings der Solaranlage, bei mir sind es zwei Strings mit je 12 Solarpanels. Außerdem muss im Hauptsicherungskasten ein SLS-Schalter verbaut sein und die CT-Klemmen für den Wechselrichter müssen eingebaut werden. Im Vorfeld haben wir den Antrag beim Marktstammdatenregister sowie beim Energieversorger (bei uns Eon-Edis) ausgefüllt. Am Ende nahm ein von Eon-Edis akkreditierter Elektriker (kümmert euch rechtzeitig um einen Termin!) unsere Anlage ab und sendete alle relevanten Daten (Anlagengröße, Zählerstand usw.) zum Energieversorger.

photovoltaik-projekt-06.jpg

Abbildung 6. Aufbau des Wechselrichters, Überspannungsschutz und Solarspeicher auf dem Dachboden, Deye-App


Es folge eine Kostenübersicht meiner Solaranlage:
kostenuebersicht.jpg


Nachbetrachtung:
Die Kosten für so ein DIY-Projekt einer 10-12 kWp Solaranlage samt 14KWh Solarspeicher können wirklich erstaunlich günstig sein, wenn man sich vieles selber zutraut. Würden wir jetzt (also ein halbes Jahr später) das Material bestellen, könnten wir sogar nochmal um 1.300 € günstiger kommen! Die Preise für die Solarpanels sowie für den Wechselrichter sind in den letzten Monaten um einiges gesunken. Damit wären 10.000 € für ein Projekt in dieser Größenordnung sogar realistisch. Allerdings konnten wir bei dem Projekt auch alle Versandkosten durch 4 teilen. Gerade der Versand der Solarpanels kann teuer sein. Die von mir gekauften Durchführungsziegel für Solaranlagen waren eine Fehlinvestition.. brauchten wir nicht und die 285 € hätte ich mir sparen können. Die Durchführungsziegel hätten eh nicht unters Solarpanel gepasst.
Da das Rumgefrickel mit unseren relativ günstigen Dachhacken in Verbindung mit den Klemmen und Aluschienen uns manchmal wahrlich abnervte, würden wir beim nächsten Solarprojekt wohl das Konstruktionssystem von Schletter verwenden.


Was bringt denn nun die Anlage? Funktioniert alles wie gewünscht?

Ich habe 24 Solarpanels mit 420 Watt verbaut, theoretisch errechnet sich daraus eine maximale Peakleistung von 10,03 kW. Das höchste was ich beim Wechselrichter mal abgelesen habe, war knapp über 11 kW, ich bin also mehr als zufrieden. Der Akku wird sehr defensiv beladen (50 Ampere = circa 2,5kW maximal).. obwohl 160 Ampere möglich wären. Außerdem wurden die unteren und oberen Grenzen des Akkus sehr defensiv gewählt. Bei der Größe hält er locker über Nacht und nen halben Tag lang. Eventuell erhöhe ich den Ladestrom im Herbst / Winter auf 100 Ampere.

Ausblick:
In 2 Jahren soll es weitergehen, da werden unsere Anlagen etwas erweitert. Ich selber möchte noch 10 weitere Panels auf einer anderen Dachfläche (als 3. String) dazu nehmen, um von der Morgen- bzw. Wintersonne besser zu profitieren. Der Wechselrichter kann bis zu 15kWh Peak verarbeiten.

Ich möchte mich nochmals bei allen Beteiligten bedanken! Ein MEGA Dankeschön an @duncan für seine Hilfe bei allen Fragen. Danke an Burkhard und Jörg für deren fachlicher Expertise bei den vielen Fragen hinsichtlich der Elektrik. Danke an Tim, Basti und Sven für den Zusammenhalt bei unseren Projekten. Danke an @Viper und @Kesso für eure Hilfe am Tag der Paneleindeckung. Außerdem an alle fleißigen Youtuber und Blogger, die uns die Vorlagen für unser Projekt gaben und auf die wir in den unzähligen Stunden Recherchearbeit gestoßen sind :friends:

P.S. Hier die Liste mit allen Links der Materialbestellungen: -> Excel-Datei


Aus dem Thread Photovoltaik - Balkonkraftwerk oder große Solaranlage mit Speicher / Selbstbautipps ... Fragen, Tipps bitte in diesen Thread schreiben.
 
Oben Unten